Hydraulischer Abgleich: Ist er für Ihre Ölheizung Pflicht?

Was ist ein Hydraulischer Abgleich?

 

Ein hydraulischer Abgleich sorgt dafür, dass jeder Heizkörper in einer Heizungsanlage die richtige Wassermenge zur richtigen Zeit erhält. Ohne diesen Abgleich wird die Wärme im Haus ungleichmäßig verteilt, da Heizkörper, die sich näher am Heizkessel befinden, schneller warm werden. Dies führt oft zu erhöhtem Energieverbrauch. Es wird sichergestellt, dass alle Heizkörper optimal arbeiten, was eine gleichmäßige und energieeffiziente Wärmeverteilung im gesamten Gebäude ermöglicht. Der hydraulische Abgleich ist eine wichtige Maßnahme zur Optimierung von Heizungsanlagen, die sowohl den Energieverbrauch senkt, als auch den Wohnkomfort erhöht. Doch wissen Sie, ob er auch für Ihre Ölheizungen Pflicht ist? In diesem Artikel beleuchten wir die gesetzlichen Vorgaben und die Vorteile des hydraulischen Abgleichs speziell für Ölheizungen.

 

Gesetzliche Vorgaben

 

Seit dem 1. Oktober 2024 ist der hydraulische Abgleich laut den neuen Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für jedes neu eingebaute Heizungssystem mit Wasser als Wärmeträger in Gebäuden, die über mindestens sechs Wohnungen oder sonstige selbstständige Nutzungseinheiten verfügen gesetzlich vorgeschrieben. Dies bedeutet, dass auch neue Ölheizungen in größeren Gebäuden hydraulisch abgeglichen werden müssen.

 Anhand einer Bestandsaufnahme des Gebäudes mit anschließender Berechnung des Wärmebedarfs, werden beim Berechnungsverfahren alle Heizkörperventil individuell eingestellt, um eine regelmäßige Wärmeabgabe im gesamten Gebäude zu gewährleisten. Bei temperaturbasierten Verfahren hingegen, werden Temperatursensoren direkt an den Wärmeabgabeflächen platziert, welche automatisch die Regelventile regulieren.

Bei älteren Heizanlagen gelten besondere Fristen für die Optimierung. Dies bedeutet, dass auch neue Ölheizungen hydraulisch abgeglichen werden müssen. Für ältere Heizungsanlagen, die vor diesem Datum installiert wurdenkleinere Gebäude, gibt es keine umfassende Pflicht, jedoch wird auch hier der Abgleich dringend empfohlen, um die Effizienz zu steigern und Heizkosten zu senken. Dies geschieht durch die gleichmäßige Wärmeverteilung im gesamten Gebäude, welche die Energieverschwendung minimiert. Auch der Abnutzung des Heizkessels kann so deutlich entgegengewirkt werden..

 

Heizungsoptimierung Pflichten und Fristen nach § 60b GEG: Die Fristen und § 60c GEG

 

Ab dem 1. Oktober 2024 ist der hydraulische Abgleich für jede neu errichtete Heizungsanlage mit Wasser als Wärmeträger gesetzlich vorgeschrieben (§ 60c GEG). Für ältere Heizungen gelten folgende Fristen (§ 60b GEG):

Ab dem 1. Oktober 2024 müssen ältere Heizungsanlagen mit Wasser als Wärmeträger auf ihre Effizienz geprüft und optimiert werden (§ 60b GEG). Die Fristen hierfür sind wie folgt:

 

  • Heizungsanlagen, die nach dem 30. September 2009 installiert wurden, keine Wärmepumpe sind und in Gebäuden mit mindestens sechs Wohnungen oder selbständigen Nutzungseinheiten betrieben werden, müssen innerhalb eines Jahres nach Ablauf von 15 Jahren nach Installation einer Heizungsprüfung und Optimierung unterzogen werden.
  • Heizungsanlagen, die vor dem 1. Oktober 2009 installiert wurden und in Gebäuden mit mindestens sechs Wohnungen oder selbständigen Nutzungseinheiten betrieben werden, müssen bis zum 30. September 2027 einer Heizungsprüfung und Optimierung unterzogen werden.

 

Hydraulischer Abgleich nach § 60c GEG

 

Ab dem 1. Oktober 2024 ist der hydraulische Abgleich für jede neu errichtete Heizungsanlage – unabhängig vom Energieträger – gesetzlich vorgeschrieben (§ 60c GEG). Für ältere Heizungen wird diese Maßnahme nicht ausdrücklich erwähnt.

 

Vorteile des hydraulischen Abgleichs für Ölheizungen

 

  1. Energieeinsparung: Durch den hydraulischen Abgleich wird der Energieverbrauch reduziert, da die Heizleistung optimal verteilt wird. Untersuchungen zeigen, dass Einsparungen von bis zu 15 Prozent möglich sind. Dies führt zu einer deutlichen Reduzierung der Heizkosten, was besonders für Heizölkunden von Vorteil ist, da die Preise für Heizöl stark schwanken können.
  2. Komfortsteigerung: Ohne hydraulischen Abgleich kann es vorkommen, dass einige Räume überheizt werden, während andere nicht ausreichend warm sind. Der Abgleich sorgt für eine gleichmäßige Beheizung aller Räume, was das Wohnklima deutlich verbessert.
  3. Längere Lebensdauer der Heizungsanlage: Der hydraulische Abgleich sorgt für eine effizientere Arbeitsweise Ihres Heizsystems, was zu einem geringeren Verschleiß führt. Somit fallen weniger Reparaturarbeiten an und Ihre Anlage hält länger.
  4. Reduzierung von Strömungsgeräuschen: Ein korrekt durchgeführter hydraulischer Abgleich kann Strömungsgeräusche in den Heizkörpern minimieren, was zu einer ruhigeren Wohnumgebung führt.
  5. Fördermöglichkeiten: Der hydraulische Abgleich ist oft eine Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln zur Heizungsoptimierung. Dies kann die Kosten für die Durchführung des Abgleichs erheblich senken.

 

Durchführung des hydraulischen Abgleichs

 

Das Verfahren beim hydraulischen Abgleich umfasst folgende Schritte:

 

Bestandsaufnahme: Zunächst wird die bestehende Heizungsanlage gründlich untersucht. Dabei werden alle relevanten Daten wie Heizkörpergröße, Rohrdurchmesser und die aktuelle Pumpenleistung erfasst.

Berechnung der Heizlast: Für jeden Raum wird die erforderliche Heizleistung ermittelt. Dies geschieht unter Berücksichtigung von Faktoren wie Raumgröße, Fensterflächen und der gewünschten Raumtemperatur, um die benötigte Wärmemenge zu bestimmen.

Optimierung der Heizflächen: Die Heizflächen werden überprüft und gegebenenfalls angepasst, um eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur zu erreichen.

Ermittlung der Durchflussmengen: Basierend auf der Heizlast wird für jeden Heizkörper die optimale Wassermenge berechnet, die durchfließen sollte, um die gewünschte Temperatur zu erreichen.

Anpassung der Vorlauftemperaturregelung: Die Vorlauftemperatur wird so eingestellt, dass sie den berechneten Heizlasten entspricht.

Einstellung der Ventile: Die Thermostatventile werden entsprechend der berechneten Durchflussmengen eingestellt, sodass jeder Heizkörper genau die benötigte Wassermenge erhält.

Überprüfung und Feinjustierung: Nachdem alle Einstellungen vorgenommen wurden, wird das System getestet. Gegebenenfalls sind noch kleine Anpassungen nötig, um die optimale Leistung zu gewährleisten.

 

Verfahren A und Verfahren B

 

Es gibt zwei Hauptverfahren für den hydraulischen Abgleich: Verfahren A und Verfahren B. Verfahren A ist für Neubauten und größere Sanierungen geeignet, da es eine detaillierte Berechnung der Heizlasten und eine genaue Anpassung der Heizflächen erfordert. Verfahren B ist für bestehende Anlagen und kleinere Gebäude geeignet, da es eine vereinfachte Methode zur Optimierung der Heizkörper und der Vorlauftemperatur bietet.

 

Förderung

 

Die staatliche Förderung für den hydraulischen Abgleich wird nur gewährt, wenn die Maßnahme nicht verpflichtend ist. Seit dem Inkrafttreten der Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (EnSimiMaV) am 1. Oktober 2022 ist die Förderung auf Bestandsgebäude mit höchstens fünf Wohneinheiten beschränkt.

Förderberechtigte können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einen Antrag im Rahmen des Programms "Heizungsoptimierung" stellen. Der Fördersatz von 15 Prozent für einzelne Effizienzmaßnahmen erhöht sich um fünf Prozent, wenn nachgewiesen wird, dass die Arbeiten im Rahmen eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) durchgeführt wurden. Weitere Informationen erhalten Sie beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Für Wohnungseigentümergemeinschaften und Hauseigentümer mit größeren Wohngebäuden besteht die Möglichkeit der Beantragung eines Kredits über das KfW-Förderungsprogramm 261.

 

Fazit

Der hydraulische Abgleich ist für neue Heizungsanlagen in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben und bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere für Heizölkunden. Durch die Optimierung der Heizungsanlage können erhebliche Einsparungen bei den Heizkosten erzielt und der Wohnkomfort verbessert werden. Auch wenn für ältere Anlagen keine Pflicht besteht, ist die Durchführung des hydraulischen Abgleichs eine sinnvolle Maßnahme, die langfristig Kosten spart und die Effizienz der Heizung erhöht.

 

Stand: 10.03.2025